Spielplan
FüHRUNG UND GESPRäCH - „JESUS CHRISTUS – DER WELTENUMARMER“
Samstag, 27.04.2024 11:00
Mit Arbeiten von Walter Hermann Wilhelm Beindorf, Bertram Kober und Theresa Rothe
Special Guest: Moritz Götze
Vernissage: 13. April 2024, um 16.00 Uhr
Von dem Maler Walter Hermann Wilhelm Beindorf (1878-1969) sehen Sie erstmalig den außergewöhnlichen Zyklus, der Nietzsches Meisterwerk „Also sprach Zarathustra“ gewidmet ist. Der Zyklus besteht aus 11 Gemälden, 8 in Öl und 3 in Pastellkreide, die verschiedene Lebensstationen des persischen Religionsstifters illustrieren. Die drei Motive in Pastellkreide werden vorerst nicht ausgestellt, da sie noch angemessen restauriert werden müssen.
Bertram Kober präsentiert seine über mehrere Jahre erarbeitete Fotoserie sogenannter Echthaar - Kruzifixe. Echthaar wurde häufig in der Skulpturenkunst südeuropäischer Länder wie Italien und Spanien verwendet. Es galt als probates Mittel, einen für den gläubigen Betrachter beeindruckend realistischen, bemitleidenswerten Ausdruck zu erzeugen.
Theresa Rothes tierähnliche Wesen, die plüschig weich daherkommen, lösen beim Betrachter Irritation aus. Das Kindchenschema der Figuren ruft unwillkürlich Mitgefühl hervor und erinnert an die Narben adoleszenter Verunsicherungen. Und wenn Narben den Weg zur Erwachsenenwelt zeichnen, dann scheinen uns die Narben von Jesus Christus näher, als wir gemeinhin glauben.
Willhelm Beindorf, geboren 1887 in Suhldorf (Niedersachsen) absolvierte eine Ausbildung bei Professor Bruno Wiese, studierte anschließend an der Akademie der Künste in Berlin und konnte bereits mit 23 Jahren erste künstlerische Erfolge feiern. Aufträge u.a. in Rumänien und zahlreiche Ausstellungen in Berlin ermöglichten ihm ein Leben als freischaffender Künstler, bis er während des 2. Weltkriegs mit über 50 Jahren zum Militärdienst eingezogen wurde. Die Jahre nach 1945 lebte Beindorf zurückgezogen, verfasste literarische Texte und malte in seinem Atelier im bayrischen Marktleuthen, konnte jedoch nicht an die Erfolge der Vorkriegsjahre anknüpfen. Im Jahre 1948 tat er der Freimaurer Loge bei.
1955 reiste Beindorf mit seiner Frau Isolde zur Tochter Micuta, die einen Amerikaner geheiratet hatte, nach Hawaii. Der als Besuch geplante Aufenthalt währte sieben Jahre und inspirierten Beindorf zu zahlreichen farbintensiven Werken, darunter sein heute bekanntestes Bild, der auf Hawaii entstandene „Muschelbläser“.
Nach seiner Rückkehr aus Hawaii 1962 entstand sein Bilderzyklus zu Friedrich Nietzsches Werk „Also sprach Zarathustra“ im Auftrag des Großmeisters der Vereinigten Großlogen von Deutschland.
Beindorfs farbintensive Werke in Öl, Pastell und Aquarell lassen sich schwerlich einer Stilrichtung zuordnen, der Einfluss der Impressionisten auf seine stets gegenständliche Malerei ist jedoch unverkennbar.
Erstmals öffentlich gezeigt wurde der Zyklus 1978 -1983 im Nietzsche - Haus in Sils Maria/Schweiz.
Bertram Kober, geboren 1961 in Leipzig, studierte 1981 bis 1987 Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und absolvierte ein Fachstudium bei Evelyn Richter und Arno Fischer. Nach dem Fotografie Studium schloss er 1990 ein Zusatzstudium in Kommunikationsdesign an der Gesamthochschule Essen bei Prof. Angela Neuke ab. Nach der Wende gründete er die Fotografen-Agentur PUNCTUM in Leipzig und wurde deren Geschäftsführer. 2003 wurde er an die Deutsche Fotografische Akademie berufen. Von 2005 bis 2007 unterrichtet er als Dozent an der Fotoschule „Fotografie am Schiffbauerdamm“ (fas). 2007 gründete die Internationale Akademie für Fotografie e.V. in Berlin. Seit 2007 lehrt er an der Neuen Schule für Fotografie in Berlin. Kober lebt und arbeitet in Leipzig und Berlin.
Bertram Kober ist in Deutschland durch seine Fotoessays bekannt geworden, in denen er politische und kulturelle Verhältnisse thematisiert. Die wesentlichen Sujets seiner Fotografien sind Alltags- und Industriekultur und handeln von dem Entdecken und Bewahren von Dingen, die zum Zeitpunkt des Fotografierens in Gefahr zu sein scheinen. Kober hinterfragt in seinen Arbeiten den Sinn menschlichen Handelns und fotografiert vom Mensch Geschaffenes, wie Infrastrukturen und Reliquien, aber auch Aufnahmen, die durch den Menschen verschuldete Zerstörung zeigen.
Theresa Rothe, geboren 1990 in Dresden, schloss ihr Diplom Studium für Bildende Kunst in der Fachklasse für Bildhauerei bei Prof. Wilhelm Mundt an der Hochschule für Bildende Künste Dresden 2019 ab. Seitdem ist sie Meisterschülerin bei Prof. Wilhelm Mundt und wurde mit dem sächsischen Landesstipendium für Meisterschüler ausgezeichnet. Rothe lebt und arbeitet in Leipzig
Ihre künstlerischen Arbeiten vereinen verschiedene Medien in denen sie Skulptur, Zeichnung, Installation, Malerei und Performance verbindet. Diese setzen sich mit dem eigenen Körper, Kuriositäten des Alltags, Tierbetrachtungen und dem voyeuristischen Blick auseinander und reflektieren und hinterfragen diese. Traumbilder und Fantasien bilden häufig die Ausgangslage ihrer Werke, die in einer Auseinandersetzung mit dem Unbewussten münden und sich durch eine starke Ambivalenz auszeichnen.
Kooperation: Freie Kuratorin Hannah Becker, Theater Naumburg und Museum Naumburg
Dauer der Ausstellung: Sonntag, den 14. April bis Sonntag, den 30. Juni 2024, jeweils 10 Uhr bis 17 Uhr außer Montags in der Galerie im Schlösschen.