Theater im Alten Schlachthof
Theater im Alten Schlachthof
Neues aus dem Schlachthof
Noch sind die Bauarbeiter die Hauptdarsteller auf der zukünftigen Naumburger Theaterbühne, aber Intendant Stefan Neugebauer hat schon konkrete Pläne für die kommende Spielzeit - wie das nachfolgende Video vom MDR zeigt.
Foto: ©2021 Torsten Biel
Vorwort
Für das kleinste Stadttheater Deutschlands ist der geplante Umzug in den Alten Schlachthof nicht nur ein Umzug in eine neue Spielstätte, sondern ein echter Neustart, der unter dem Vorsatz steht, dass wir Theater deutlich größer und umfassender denken wollen und vielleicht sogar müssen, wenn wir im 21. Jahrhundert, das sich ja scheinbar um jeden Preis der Digitalisierung verschrieben hat, analoge Formen der Kunst und Begegnung in den Vordergrund rücken.
Walter Benjamin schreibt lapidar von der Aura und Unverwechselbarkeit des Kunstwerks, wir sehen das Theater im Alten Schlachthof als auratischen Erlebnisraum. Der Gebäudekomplex inklusive der Außenanlagen ermöglicht uns, das Publikum auf ganz andere Weise zu „verführen“, als das zuvor im Goldenen Hahn am Salztor möglich war. Um Verführung spürbar zu machen, braucht es Räume, die einen so gefangen nehmen, dass man Raum und Zeit vergisst.
Es ist verführerisch, wenn sich das Publikum beim Betreten des neuen Foyers in der Fassade spiegelt. Es sieht sich selbst gespiegelt - gemäß dem Orakel von Delphi: ERKENNE DICH SELBST. Spiegelungen laden das Publikum unmerklich zur Selbsterkenntnis ein.
Theater, Bildende Künste, Musik, Literatur; alle Kunstgattungen setzen unwillkürlich einen Prozess der Selbsterkenntnis in Gang.
Visualisierung Theater Naumburg im "Alten Schlachthof" (Peter Zirkel, Gesellschaft für Architekten mbH)
Wenn wir meinen, uns wiederzuerkennen, egal wie verzerrt oder verfremdet, fühlen wir uns ertappt, geschmeichelt, provoziert - vermutlich alles zugleich. Wir fühlen uns innerlich angesprochen, weil wir trotz aller Selbstzweifel und (un)gesunder Skepsis insgeheim hoffen, wenn wir eine Kulturstätte aufsuchen, inspiriert, angeregt unterhalten oder einfach nur abgelenkt zu werden.
Unterhaltung in allen Ehren, aber Kunst kann und sollte sich nicht damit begnügen, die Menschen zu unterhalten. Entertainment ist ein probates Mittel, das Publikum zu gewinnen, aber künstlerischer Anspruch darf bei aller Kulinarik nicht fehlen. Kunst ist nur dann nachhaltig, wenn sie die Menschen innerlich erreicht. Dazu braucht es eine Spielstätte, die mehr ist als ein Theater. Man könnte so weit gehen und sagen, dazu braucht es als Ort ein Gesamtkunstwerk, das alle Sinne anspricht.
Sicherlich stehen im Theaterbetrieb traditionell die Aufführungen im Mittelpunkt, aber auch unsere geplanten Kunstausstellungen im Haus und auf den Außenanlagen sollen das Publikum verführen, ebenso wird der geplante Theatergarten unsere Sehnsucht nach Natur, Innehalten und Rückzug aufgreifen und nicht zu vergessen die Theaterbar, die nicht einfach nur x beliebigen importierten Wein ausschenkt, sondern die besten Saale-Unstrut Weine offeriert. Auch die geplanten Konzerte, seien sie klassisch oder zeitgenössisch. erweitern das Angebot und dank der großzügigen Bühnenmaße im großen Saal können wir endlich auch ausgewähltes Tanztheater in unser Programm aufnehmen. Ebenso sind Gesprächsrunden geplant, die Politik ist eingeladen, und die Bürger und Bürgerinnen können sich aktiv einbringen.
So vielgesichtig die neue Spielstätte ist, so abwechslungsreich soll auch der spartenübergreifende Spielplan sein. Wir wollen das kleinste Stadttheater so groß wie möglich denken. Wenn uns das gelingt, wird auch unser Publikum vielgesichtiger und weit über die Stadtgrenzen hinaus sich auf Weg nach Naumburg begeben.
DER ZUSCHAUERSAAL
Visualisierung Zuschauersaal
Die ansteigende Zuschauertribüne, die allen Theatergästen eine ideale Sicht auf den Bühnenraum gewährt, umfasst 108 Sitzplätze.
Januar 2024
Der neue Zuschauersaal nimmt Gestalt an. Derzeitig erfolgt der Einbau von Stahlkonstruktionen für eine Arbeitsgalerie rund um den Saal sowie für Beleuchtungstraversen.
Die Veranstaltungstechnik kann während der Vorstellungen von dieser Galerie aus bedient werden.
Dezember 2023
Da der alte Untergrund im neuen Zuschauersaal keine Barrierefreiheit zuließ, musste eine neue Bodenplatte gegossen werden. Im nächsten Arbeitsschritt wird ein Holzfußboden etabliert.
Wenn diese Bauarbeiten abgeschlossen sind, kann der Saal gestrichen und die Zuschauertribüne eingebaut werden.
Der Bühnenraum
Visualisierung Bühnenraum
Die Spielfläche der Bühne beträgt 10 Meter x 9 Meter. Ob Guckkastenbühne oder Raumbühne – durch die mobile Zuschauertribüne ist der Theatersaal variabel bespielbar.
Die Brandmauer im Hintergrund verweist in ihrer Backsteinoptik auf die Geschichte des Hauses.
Januar 2024
Die Bodenplatte für den neuen Bühnenraum ist gegossen und an der Fertigstellung der Stahlkonstruktionen wird gearbeitet.
Zur Tür auf der rechten Seite werden die Theatergäste vom Foyer aus, an der Bühne vorbei, den Zuschauersaal betreten können.
Die Studiobühne
Visualisierung Studiobühne
Die neue Studiobühne soll 70 Plätze umfassen. Die Spielfläche beträgt ca. 20 Quadratmeter. Zudem kann der Saal für kleinere Veranstaltungen genutzt werden.
Herbst 2023
Die neue Stahlkonstruktion stützt das Dach und ermöglicht die Befestigung von Scheinwerfern an den Traversen.
Sommer 2023
Für den Einbau der Studiobühne wurden der Fliesenboden sowie die Säule in der Mitte des Raumes entfernt.